Bekleidung aus Leinen

Leinen - ältester Bekleidungsstoff der Welt

Leinen

Definition

Laut Textilkennzeichnungsgesetz ist Leinen "aus der Flachspflanze gewonnene Bastfaser, die aus vielen durch Pflanzenleim (Pektin) zusammengeklebten Fasern besteht". Flachs ist die älteste Nutzpflanze für Kleidung der Welt.

Geschichte - Leinen, "gewebtes Mondlicht"

Mesopotamien, das Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris, heute Türkei, Syrien und Irak, ist die Geburtsstätte der Kultivierung von Nutzpflanzen. Flachs (Lein) wurde dort schon vor 10000 - 7000 angebaut.

Vor rund 6000 Jahren wurde Lein (Flachs) in Ägypten und Mesopotamien zu Leinen verarbeitet. Flachsfelder säumten die Ufer des Nils. Die Leinpflanze wurde zu langen Fasern gesponnen und zu feinen Tüchern gewebt. Das Leinen wurde wie eine Tunika um den Körper gewickelt oder auch als Wickelrock getragen. Für Frauen wurden feine, enganliegende Leinenkleider genäht. Die Leinfaser konnte so filigran verarbeitet werden, dass der Stoff durchscheinend war. In Ägypten nannte man feines Leinen "gewebtes Mondlicht". Leinen wurde der Göttin Isis zugeordnet. Die Stoffproduktion in Ägypten war eine reine Frauendomäne. Die Frauen webten das Leinen zu Hause an Ihren Webstühlen. Es gab aber auch schon Zusammenschlüsse von Weberinnen, gerade wenn viel Stoff z.B. für eine Mumifizierung gebraucht wurde. Mumifizierte Tote wurden in Leinen eingewickelt.

Die Leinpflanze (linum usitatissimum) wird bei uns seit dem frühen Neolithikum (5600 - 2200 v.Chr.) kultiviert. Aus Leinöl wird Medizin gewonnen. Leinöl ist ein Verdauungsförderndes, krampflösendes und schmerzstillendes Mittelt. Wichtiger aber war die Leinpflanze (Flachs) als Material für die Herstellung von Bekleidung.

Leinen ist neben Wolle und Fell das älteste Material für Kleidung. Leinen war das einzige pflanzliche Produkt, aus dem Stoff hergestellt werden konnte und bis ins Mittelalter hinein war Leinen der am meisten verwendete Stoff. Dabei muss man bedenken, dass aus Leinen sehr festliche und feine Kleidung auch für Könige und Fürsten hergestellt wurde.

Schlesien, Schwaben und der Elsass waren Hauptproduzenten für Leinen in Deutschland. Leinen wurde aber nicht nur industriell verarbeitet. Es war in Deutschland bis Mitte des 20. Jahrhunders Brauch, dass sich viele Familie ihre eigenen Leinenstoffe webte. Einige kennen sie vielleicht noch, Omas alte handgewebte Tischdecken. Damals produziertes Leinen war äußerst langlebig. Später, ab Anfang des 19. Jahrhunderts wurde Leinen von Baumwolle und noch später von chemischen Materialien verdrängt. Doch heute, mit zunehmendem Umweltbewusstsein, steigt die Nachfrage nach Leinen wieder.

Eigenschaften

Leinen besteht aus 100% Zellulose. Es nimmt Flüssigkeit auf, gibt Körperwärme an die Umgebung ab und kühlt. Deshalb ist Leinen besonders für Sommerkleidung und für sehr heiße Tage geeignet.

Leinenstoffe knittern sehr schnell, was ihnen den typischen "edlen" Leinen-Charakter verleiht. Leinen knittert edel - ist ein alter Ausdruck dafür. Leinen ist für Wäsche und Kleidung ausgezeichnet geeignet. Die Leinenfaser ist glatt und fast flusenfrei und so wenig anfällig gegen Schmutz und Bakterien. Es ist sehr strapazierfähig und extrem reißfest.

Flachsfeld
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Pflege

Reines Leinen ist bei 95 Grad waschbar. Bei farbigem Leinen sollte eine niedrigere Waschtemperatur gewählt werden. Beachten Sie die Pflegehinweise des Herstellers. Im Trockner besteht die Gefahr des Einlaufens. Bügeln Sie Leinen im leicht feuchtem Zustand oder mit viel Dampf.

Beim Waschen verzieht sich Leinen. Um die Ursprüngliche Form von Tischdecken oder Vorhängen wieder zu erhalten müssen Sie den Stoff ziehen. Sehen Sie hierzu Pflege von Leinen.

Verwendung

Beliebt ist Leinen als Bekleidung für den Sommer. Herrlich ist im Sommer eine Leinenbettwäsche. Festlich sind Tischdecken aus Leinen und Vorhänge.

Leinen findet auch Verwendung in der Kunst, z.B. als Leinwand.

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Nicht vergessen!

Damit das maßgeschneiderte Kleidungsstück auch nach dem Waschen noch passt: waschen Sie den gesamten Stoff, bevor Sie ihn zuschneiden.